"Nie wieder" - Ein Versprechen mit Substanz?
Seit dem Beginn des Holocaust' sind 85 Jahre vergangen. Jahre, in denen oft gesagt wurde: „Nie wieder“.
Doch die Realität sieht anders aus: Judenfeindlichkeit nimmt weltweit zu und hat viele Facetten.
Wie stehen wir zu Israel?
Füllen wir den Holocaust Gedenktag mit Sinn, indem wir bereit sind, uns für Israel einzusetzen?
Der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen (UN) eingeführt; am sechzigsten Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee.
Dieser Tag sollte nicht nur an das Grauen erinnern, sondern auch der Verhütung von zukünftigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit dienen.
An diesem Tag werden Bilder, Filme und Dokumentationen über den Holocaust gezeigt und die Geister der Vergangenheit werden wieder lebendig – nicht nur in den Aufnahmen, sondern auch in den Köpfen und Herzen derer, die sich damit auseinandersetzen.
Wer hat nicht, wenn er das Wort Holocaust hört, Bilder von ausgemergelten Leichen sowie Berge von Knochen und Asche vor seinem inneren Auge. Die Betroffenen starben an Krankheiten und Unterernährung oder bei grausamen Menschenversuchen, sie mussten sich zu Tode arbeiten, erstickten in den Gaskammern der industriell organisierten Todesmaschinerie und wurden in Krematorien verbrannt. Sechs Millionen Juden!
Die Bilder der Überlebenden, zu Skeletten abgemagerten Menschen, waren nicht weniger schrecklich. Es waren Verbrechen von nie dagewesener Art und unvorstellbarem Ausmaß.
Angefangen von dem amerikanischen General und späteren Präsidenten Dwight David Eisenhower selbst, hatten sich auch zahlreiche Kongressabgeordnete und amerikanische Journalisten ein Bild vor Ort gemacht. Sogar die in der Nähe stationierten amerikanischen Soldaten wurden zu den ehemaligen Lagern gebracht, um mit den Beweisen konfrontiert zu werden und alles mit eigenen Augen zu sehen.
Das Grauen der Vergangenheit
Gedenken als Auftakt zu Neubeginn: Am Israel Chai!
Es waren diese Bilder, die veröffentlicht wurden, die der Unfähigkeit, zu begreifen, entgegenwirkten. Die das unfassbare Morden sichtbar machten. Sie gingen durch Filme, Bücher, Ausstellungen um die ganze Welt und gaben dem entsetzlichen Höhepunkt von Unmenschlichkeit und Massenvernichtung ein Gesicht. Und sie riefen etwas in den Betrachtern hervor: Trauer, Schuld, Mitgefühl.
Man darf davon ausgehen, dass es auch der Nachhall dieser Eindrücke war, der neben der Unwilligkeit der Länder, die überlebenden Juden aufzunehmen und der Unfähigkeit Großbritanniens, eine Lösung für die Konflikte im damaligen Palästina zu finden, mit dazu führte, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 29. November 1947 für die Gründung eines eigenständigen, jüdischen und eines arabischen Staates stimmte.
Ein Beschluss als Hoffnungsschimmer, um aus der zerstörerischen Dunkelheit der Vergangenheit in eine Zukunft des Lichts zu gehen.
In diesem Sinne feiert Israel den Holocaust-Gedenktag, den Jom haScho’a bereits seit 1951, fast 55 Jahre früher als die internationale Gemeinschaft.
Dafür hat es einen anderen Tag aus dem jüdischen Kalender gewählt, den 27. Nisan. Es war der Tag direkt vor der Ausrufung des jüdischen Staates durch David Ben Gurion. Die Trauer und das Gedenken der Opfer geht am Abend des 27. Nissan über in Jubel und Freude. Denn mit der Erinnerung an die Staatsgründung am 28. wird das Leben, das Überleben des jüdischen Volkes gefeiert.
Veränderungen
Doch der Nachhall verebbte, die Augenzeugen der Verbrechen verstarben. Die Erinnerungen an Mitverantwortung und Schuld wurden verdrängt.
Israel wurde nicht mehr als Opfer wahrgenommen. Denn der junge Staat hatte seine Chance genutzt und in den darauffolgenden Jahrzehnten ein blühendes Land aufgebaut. Wider jede Wahrscheinlichkeit war es den Überlebenden gelungen, sich gegen die wiederholten feindlichen Angriffe zu verteidigen. Es entstand die einzige Demokratie in der Region, das einzige Land, in dem die Wüste rückläufig ist, ein Land der Innovationen, der Lebensfreude. Mehr darüber im Artikel „Wie wir das Wunder Israel erlebt haben“ von B.B. Nussbächer.
Doch erschreckenderweise breitete sich der Antisemitismus wieder aus: diese Haltung, die Juden negative Eigenschaften, Absichten und Taten unterstellt, um ihre Abwertung, Ausgrenzung, Diskriminierung und Verurteilung zu rechtfertigen. Die Ablehnung, die früher die Einzelnen in den verschiedenen Ländern zu spüren bekamen, richtete sich nun auch gegen den jüdischen Staat.
Vielen schien nicht aufzufallen, wie paradox es war, einerseits „Nie wieder“ zu schwören, aber gleichzeitig gegen Israel Stellung zu beziehen.
Klassischer und Israel-bezogener Judenhass wurden als legitime Gesellschaftskritik oder Israelkritik getarnt und antisemitische Stereotype auf Israel als Staat übertragen. Der Antizionismus, der auch von Gebildeten und Eliten mitgetragen wird, hat sich zu einer der gefährlichsten und wirksamsten Formen des Antisemitismus der Gegenwart entwickelt, vor allem da er linke, rechtsextreme, muslimische und christliche Israelgegner verbindet. Er stellt eine potenzielle Bedrohung für alle Juden dar, da seine ultimativen Ziele, die Delegitimierung und Beseitigung des israelischen Staates, sowie die Verfolgung und Vertreibung der Juden sind.
Aktuelle Boykotte gegen Israel
1933 war die erste zentral gesteuerte Terroraktion im Deutschen Reich der Juden-Boykott (Mehr dazu im Artikel "Die zweite Chance").
Das Pendant der Gegenwart: Seit 2005 gibt es eine transnationale politische Kampagne „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“, abgekürzt BDS, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Unterstützer gibt es in Frankreich, Großbritannien, Spanien, Deutschland, Österreich, Schweiz, Kanada und auch in den USA. Irland, die Niederlande und Schweden erkennen BDS seit 2016 als legitime zivilgesellschaftliche Bewegung an. Auch Christen beteiligen sich an der Kampagne.
Konkret wird durch akademische Boykotte die Zusammenarbeit von Israelis und Palästinensern bei Veranstaltungen, Projekten und Veröffentlichungen gestört; Kulturboykotte drängen Personen und Ensembles aus Drittländern zu Absagen ihrer Auftritte in Israel; Wirtschaftsboykotte stigmatisieren in Israel hergestellte Produkte und Unternehmen, die ihre Waren auch in Judäa und Samaria herstellen oder diese dort verkaufen.
Investitionsabzüge, zum Beispiel durch den Verkauf von Aktienanteilen, richten sich gegen Unternehmen, Organisationen und Projekte, die auf irgendeine Art in Israel investieren oder ihre Erzeugnisse dorthin liefern; durch Schiffs- und Hafenblockaden wird das Be- und Entladen von Schiffen gestört, die israelischen Firmen gehören oder deren Ladung für Israel bestimmt ist.
Führende BDS-Vertreter bestreiten offen das Existenzrecht Israels und das Ziel dieser Organisation ist das Ende des israelischen Staates. Doch nur wenige Regierungen, wie zum Beispiel die von Deutschland, Österreich und Tschechien, haben die BDS-Kampagne als antisemitisch eingestuft.
Resolutionen der Vereinten Nationen gegen Israel
Auch die Rolle der Vereinten Nationen (UN) hat sich geändert. Die UN-Vollversammlung verabschiedete allein zwischen 2015 und 2022 ganze 140 Resolutionen, die sich kritisch mit Israel auseinandersetzten. Kein anderes Land steht so oft am Pranger. Israel wurde in diesem Zeitraum häufiger verurteilt als alle anderen Länder dieser Welt zusammen - darunter Autokratien und Diktaturen. Diese wurden 68-mal mit Beschlüssen belegt.
Das mag unter anderem daran liegen, dass den rund 14 Millionen Juden weltweit etwa 350 Millionen Araber gegenüberstehen. Dass es nur einen Staat gibt, der das Judentum vertritt und 56 Staaten, in denen der Islam Staatsreligion, Religion der Bevölkerungsmehrheit oder Religion einer großen Minderheit ist.
Und daran, dass die arabischen Staaten von aller Anfang an die Existenz eines israelischen Staates mit allen Mitteln bekämpften. 90 Prozent aller Araber sind Muslime und genießen die Unterstützung ihrer Glaubensbrüder – speziell, wenn es um Israel geht.
Aber es erklärt keineswegs, wieso der Rest der Welt nicht dagegenhält. Wieso sich immer und immer wieder Zweidrittelmehrheiten von den 193 Staaten finden, die Israel verurteilen. Natürlich sollte auch Israel kritisch untersucht werden, wie jeder andere Mitgliedstaat, aber das Land verdient Gleichberechtigung und keine ritualisierten, unverhältnismäßigen und teilweise absurden Verurteilungen
Das mag erklären, dass es von vielen Seiten Forderungen an die UN gibt, Israel zu verurteilen. Die Tatsache, dass aktuell der Iran, dessen erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist, den Vorsitz innehat, trägt sicher auch dazu bei.
Nur einige Beispiele :
• Wieso gibt es im Menschenrechtsrat einen ständigen Tagesordnungspunkt 7, der sich ausschließlich mit der „Menschenrechtssituation in Palästina und anderen besetzten arabischen Gebieten“ beschäftigt und dafür sorgt, dass ständig über Israel gesprochen wird? Bei keinem anderen Land wird so verfahren.
• Wieso wurde Israel sogar dafür verurteilt, den in Argentinien untergetauchten Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann 1960 nach Israel geschmuggelt zu haben, um ihn vor ein Gericht zu stellen? Eigentlich hätte es ein Anliegen der Weltgemeinschaft sein müssen, ihn, wie andere Verbrecher im Nürnberger Prozess von 1945, zur Rechenschaft für seine Taten zu ziehen.
• Wieso wird Israel 2022 häufiger verurteilt als der Iran, der in diesem Jahr 576 Hinrichtungen durchführte , die Aufstände gegen das Mullah-Regime brutal unterdrückte und Zwangsverschleierung von Frauen gewaltsam durchsetzt?
Und wieso wurde Israel in diesem Jahr häufiger angeprangert als Russland für seinen Angriff auf die Ukraine?
• Wieso wird Israel 2023 vorgeworfen, Frauenrechte bei den Palästinensern zu behindern – ohne die Frauenpolitik der Islamisten in den palästinensischen Gebieten zu erwähnen? Wieso gibt es keine solchen Resolutionen gegen andere Staaten, wie etwa Afghanistan, Iran oder Pakistan, die die letzten Plätze weltweit bei Frauenrechten belegen?
Wie kann man diese Resolutionen rationell erklären?
Dass Antisemitismus auch heute als finales Ziel letztendlich die Vernichtung von Juden anstrebt, hat der Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 bewiesen. Ein eiskalt und minutiös geplanter Überfall im Morgengrauen, eine Entladung tödlichen Hasses und eine Orgie der Gewalt.
Mehr als 1400 Israelis, Kinder, Alte, Frauen, Männer starben an diesem Tag, mehr als 230 wurden entführt und mehr als 20 Ortschaften wurden zerstört. In keinem der Kriege, in die Israel seit seiner Staatsgründung verwickelt wurde, kamen so viele Juden an einem Tag um. Nur während des Holocaust wurde diese Summe übertroffen.
Doch diese Zahlen sind eine nüchterne Beschreibung. Sie erfassen in keinster Weise die grausame Freude an den Misshandlungen und Folterungen, die stattfanden. Sie geben nicht wieder, dass Babys enthauptet und Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden. Sie zeigen das Blutbad nicht, dass entstand, als die Hamas-Terroristen Augen ausstachen, Köpfe einschlugen, Gliedmaßen abhackten, Körper aufschlitzen und Organe entfernten.
Auch die brutalen Vergewaltigungen und der psychische Terror kommen darin nicht vor: Eltern, die zusehen mussten, wie ihre Kinder gefoltert wurden und umgekehrt. Sie machen nicht sichtbar, wie lebendige und tote Juden in den Gazastreifen gebracht wurden, um von einer johlenden Menschenmenge empfangen zu werden, die auf sie einschlug oder sie zertrampelte.
Es ging bei dem Angriff der Hamas nicht nur darum, Feinde zu töten. Es ging darum, das größtmögliche Maß von Leid mit allen Mitteln zu verursachen. Es war eine Manifestation von Bestialität schlechthin, begleitet von einer unmenschlichen Freude an den Qualen der Opfer.
Die fehlenden Bilder
Aber anders als nach dem Holocaust, gibt es kaum Bilder, die das Unfassbare begreiflich machen.
Insbesondere die westlichen Medien haben nur extrem wenig von dem gezeigt, was vorgefallen ist. Leichen waren nur abgedeckt und in Säcken zu sehen, bei Entführungen wurden die Gesichter ausgegraut, von den Gräueltaten gab es kaum Bilder.
Auch das eine Video, das Israels UN-Botschafter Gilad Erdan der UN-Generalversammlung im Oktober präsentierte, wurde unkenntlich gemacht. Nur bei dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera blieb es ungeschönt. Auf ihm war zu sehen, wie einem Arbeiter aus Asien mit einer Gartenhacke der Kopf abgeschlagen wird. Das Video war ein wichtiger Hinweis nicht nur darauf, wie unmenschlich, sondern auch wie wahllos die Terroristen töteten.
Selbst die israelischen Medien haben sich sehr zurück gehalten. Nur hochrangigen Politikern wurde das wahre Ausmaß präsentiert. Journalisten, die ebenfalls Zugang zu den Tatorten und dem Filmmaterial bekamen, durften zwar berichten, aber keine Bilder zeigen.
Tatsächlich wurden wegen des Schocks und der Verwirrung direkt nach dem 7. Oktober auch viele Tatorte nicht genau untersucht und keine Autopsien angefordert, da man in erster Linie darauf bedacht war, Überlebende zu suchen, festzustellen, wer nach Gaza verschleppt worden war und Tote zu identifizieren.
Dennoch gibt es stundenlanges Filmmaterial von Hamas-Körperkameras, Dashcams, Sicherheitskameras und Mobiltelefonen, welches die Terroristen bei der Tötung von Zivilisten zeigt, sowie viele Bilder von verstümmelten Leichen. Paradoxerweise waren es die Täter selbst, die ihre Taten ins Internet stellten und öffentlich machten. Aber wer im Westen setzt sich mit diesen Quellen auseinander?
Und so war es nicht leicht, ein echtes Bild von dem Vorgefallenen zu bekommen.
Diese Zurückhaltung mag aus Rücksicht auf die Psyche der Bevölkerung geschehen sein, aus Respekt vor den Opfern und ihrer Familien oder aus Datenschutzgründen.
Aber dieses visuelle Verbergen des Schrecklichen hat eine verhängnisvolle Auswirkung: nämlich Unkenntnis des Ausmaßes der Verbrechen und des verursachten Leides. Diese Unwissenheit führt zu Mangel an Verständnis, Mitgefühl und Solidarität, sowie letztlich zur Verurteilung Israels für seine Reaktion auf diesen Überfall.
Es wurde zwar versucht, das Geschehene zu beschreiben, aber diese Schilderungen rufen bei vielen wenig Echo hervor, weil sie von dem Geschilderten keine inneren Bilder und Vorstellungen haben und es daher nur schwer einordnen und bewerten können. Denn was am 7. Oktober geschah, ist in seiner Art für die meisten heute Lebenden nicht denkbar.
Erst am 11. Januar 2024 und aufgrund der Anklage vor dem Internationalen Gerichtshof hat Israel einige der Verbrechen, die am 7. Oktober begangen wurden auf einer Webseite sichtbarer gemacht: https://saturday-october-seven.com/#/, die aber auch nur von Wissenden gefunden wurde.
Und natürlich gibt es auch diejenigen, die sich bewusst nicht damit auseinandersetzen möchten, was wirklich geschah, weil es zu belastend ist und man sich schützen möchte.
Aus der Vergangenheit haben wir allerdings gelernt, dass das Wegschauen und Schweigen der großen Menge, die bewusst nichts wahrnehmen wollte, auch ein passiver Beitrag zum Holocaust war.
• Am 12.12.2023 verlangt die Vollversammlung erneut einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen (wieder ohne Gegenleistung)
• Am 22.12.2023 fordert der Sicherheitsrat eine Aufstockung der humanitären Hilfe für Gaza und von Israel, dass unverzüglich humanitäre Güter über alle verfügbaren Grenzübergänge in den Gazastreifen fließen sollen. In dem 4 DIN A4-Seiten langen Text findet sich lediglich ein Satz, der die Freilassung der Geiseln von der Hamas verlangt
Erstveröffentlichung: 27. Januar 2024 (Holocaust Gedenktag)
Deutsch: Israel Heute CSI CFFI
Englisch: Israel Today
Copyright © Brigitte B. Nussbächer; Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung
Der Schwarze Schabbat
Fatale Folgen
Wenn man die Reaktionen der Weltöffentlichkeit und der Länder auf den 7. Oktober beobachtet, wird dies Nicht-Sehen, Nicht-Verstehen und Nicht-Erkennen sehr deutlich.
1. UN Resolutionen
Die Vereinten Nationen haben zwischen Oktober und Dezember 2023 vier Resolutionen bezüglich Israel erlassen. In keiner einzigen wird das Massaker der Hamas beschrieben, noch verurteilt und in keiner das Recht Israels zur Selbstverteidigung genannt
• Am 27.10.2023 fordert die Vollversammlung von Israel eine Verbesserung der humanitären Situation und eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen (ohne Gegenleistung)
• Am 15.11.2023 fordert der Sicherheitsrat von Israel dringend längere (als die bis dahin sowieso schon eingerichteten) humanitäre Pausen in Gaza und die Freilassung von Geiseln von der Hamas
Wenn man diese Fakten kombiniert, könnte man zur Schlussfolgerung kommen, dass für die UN das Gemetzel an 1400 Juden nicht erwähnenswert ist und dass das einzige Problem darin besteht, dass Israel dies nicht einfach hingenommen hat, sondern die Hamas im Gazastreifen bekämpft. Ist es wirklich unangemessen, dass Juden sich heute wehren anstatt sich - wie zu Zeiten des Holocausts - widerstandslos abschlachten zu lassen?
Israel hat sich der völkerrechtlich verbindlichen Anweisung des Sicherheitsrates gebeugt und es kam zu einer siebentägigen Feuerpause, während der einige der israelischen Geiseln (Kinder und Frauen) freigelassen wurden. Dafür musste Israel die dreifache Menge verurteilter palästinensischer Gefangener entlassen und Mengen an Gütern wurden in den Gazastreifen geliefert, so dass die Hamas ihre Vorräte ergänzen und sich neu aufstellen konnte. Die Hamas hat die Feuerpause nach einer Woche unterbrochen und erklärt, dass die restlichen rund 130 Geiseln nur unter anderen Konditionen freigelassen werden: nämlich für die Freilassung von Tausenden palästinensischen Gefangenen, inklusive derer, die Morde an Israelis begangen haben.
Die Frage ist: wieso wurde nicht in allen Resolutionen das Massaker und die Geiselnahme verurteilt, sowie die Freilassung aller Entführten gefordert?
Dass so viele Araber und Muslime, ehemalige Bürger von Staaten, die in Israel ihren Todfeind sehen, in allen Ländern Europas und in Amerika leben, trägt dazu bei. Die Anzahl der antisemitischen Vorfälle steigt kometenhaft.
Dass selbst hochgebildete, in Europa oder in den USA aufgewachsene Menschen, die Hamas, eine Terror-Organisation und Israel, die Regierung eines demokratischen Landes, gleichsetzen, kann nur mit einer völligen Ausblendung dessen, was am 7. Oktobers geschah, einhergehen. Und mit einer erschreckenden Bereitschaft, Tatsachen zu ignorieren und antisemitische Parolen zu wiederholen.
2. Demonstrationen
Das Nicht-Sehen, Nicht-Verstehen und Nicht-Erkennen zeigt sich auch in den Reaktionen der Mengen. In den vielen pro-palästinensischen Kundgebungen, in denen Juden der Tod gewünscht wird und das Ende des Staates Israel gefordert wird.
3, Anklage vor dem Internationalen Gerichtshof
Seit dem 11. Januar 2024 muss sich Israel aufgrund einer von Südafrika eingereichten Klage zusätzlich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag rechtfertigen.
Israels Kampf im Gazastreifen mit dem Ziel, sich gegen die Hamas zu verteidigen, um dem Raketenbeschuss ein Ende zu setzen und sicher zu stellen, dass sich der fürchterliche Angriff vom 7. Oktober nicht wiederholen kann, wird darin als Genozid gewertet.
Israel wird Anstiftung zum Völkermord, die Nichtbestrafung der Anstiftung zum Völkermord, der Versuch eines Völkermords, und die faktische Begehung von Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen unterstellt. (Mehr Details zur Anklage im Nachtrag).
Der Begriff "Genozid" wurde nach dem Holocaust geprägt und die Konvention bezüglich Völkermord wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in der Resolution 260 im Dezember 1948 beschlossen. Damit wurden die systematischen und geplanten Verbrechen der Nationalsozialisten definiert, die sechs Millionen Juden aus den verschiedensten Ländern entheimatet und zusammengetrieben hatten, um sie gezielt in Massen zu vernichten – ohne eine Aggression von Seiten dieser Volksgruppe erlitten zu haben.
Heute wird dem jüdischen Volk das gleiche Verbrechen durch Südafrika unterstellt, obwohl es damit auf einen der unmenschlichsten Überfälle unserer Zeit reagiert, einer andauernden Bedrohung einer Terrororganisation begegnet und gezielt Maßnahmen ergreift, um zivile Opfer zu verhindern!
Obwohl deutsche und internationale Völkerrechtler davon überzeugt sind, dass sich diese Völkermord-Klage sehr bald in Luft auflösen wird, bleibt es Fakt, dass schon alleine die unbestätigte Anklage großen Druck auf Israel ausübt – und auch auf Länder, die Israel unterstützen möchten. Das alte Rezept des Antisemitismus: Zu unterstellen, anzuklagen und dadurch eine Abwertung und Verurteilung zu erreichen, bevor noch die Fakten geprüft und bewiesen sind, ist auch heute noch wirksam.
Der 27. Januar 2024
Inmitten dieser Spannungsfelder, stellen sich entscheidende Fragen für den Internationalen Holocausttag.
Wird die internationale Gemeinschaft dieses Jahr der Verbrechen der Vergangenheit gedenken und dabei die Verbrechen der Gegenwart ignorieren?
Wird sie die toten Juden des Holocaust betrauern, aber die heute lebenden Juden, die darum kämpfen, dass sich solche Massaker nicht wiederholen, verurteilen?
Oder werden wir den Schmerz und das Leid wahrnehmen, dass durch diesen barbarischen Überfall ausgelöst wurde? Versuchen wir, das Entsetzen Israels und seine Entschlossenheit, dafür zu sorgen, dass das nicht so bald wieder passiert, besser zu verstehen - insbesondere da bekannt ist, dass es noch Tausende in der Hamas gibt, die man nur mit Gewalt daran hindern kann, ihre Angriffe fortzusetzen?
Werden wir zu Israel stehen aus Gründen der Menschlichkeit und weil wir sie wertschätzen?
Werden wir uns daran erinnern, was wir ihnen verdanken? Dabei meine ich nicht nur das geistliche Erbe der Christen, sondern auch die ganzen Errungenschaften. Dieses kleine Volk, dass nur 0,2 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, hat rund jeden vierten Nobelpreis, der je vergeben wurde, gewonnen. Diese Menschen haben so viel zu unserem heutigen Standard beigetragen und verdienen unseren Respekt.
Werden die Christen sich darauf besinnen, dass Jesus - ein Jude - für die, die nicht zum Volk Gottes gehörten, durch den neuen Bund den Weg zum Vater freigemacht hat? Dass sie dadurch zu „Miterben“ geworden sind und zusammen mit den Juden, den ursprünglichen Erben, auch zu Gottes Volk gehören? Dass die Juden daher ihre Brüder sind?
85 Jahre nach dem Holocaust: Verstehen wir, was heute die Forderung der Stunde ist?
Erkennen wir unsere Chance, zu zeigen, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben? Unsere zweite Chance!? (Mehr dazu im Artikel: „Die Zweite Chance“ von B.B. Nussbächer .)
Halten wir unser Versprechen „Nie wieder“?
Werden wir das Erbe der stillen Helden des Holocausts, der Gerechten unter den Nationen, antreten und in einer Welt des moralischen Zerfalls diejenigen sein, die den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen und ihre eigenen Entscheidungen zu fällen? Gehören wir zu denen, die einen Unterschied bewirken?
Werden wir den Holocaust-Gedenktag dadurch mit Sinn und Wert füllen, dass wir bereit sind, uns für Israel einzusetzen? Zeigen wir Israelis und jüdischen Menschen in unserer Umgebung, dass wir sie achten, lieben und dass wir zu ihnen stehen?
Wir haben die Chance, dies alles zu tun!
Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber wir können die Gegenwart mitgestalten und die Zukunft mitprägen: durch unsere Worte und noch viel mehr durch das, was wir tun und was unser Leben aussagt.
***************************************************************************
NACHTRAG – Inhalte der Anklage wegen Völkermord
Begründet wird die „Absicht zum Völkermord“ mit Äußerungen, wie die, „Amalek zu vernichten“, die sich aber nicht gegen die palästinensische Zivilbevölkerung, sondern gegen Hamas-Führer und –Kämpfer richteten.
Premierminister Benjamin Netanjahu hat immer betont, dass Israel ausschließlich gegen die Hamas kämpft und dass der Krieg sofort zu Ende wäre, wenn die Hamas sich ergeben und die Geiseln freilassen würden. Ebenso klargestellt hat Netanjahu, dass Israel nicht die Absicht hat, die Zivilbevölkerung aus dem Gazastreifen zu vertreiben.
Und schlicht ignoriert werden dabei die unzähligen Versuche der israelischen Armee, Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen, auch wenn dies mit einer deutlich erhöhten Gefahr für die eigenen Soldaten einherging.
„Versuchter Völkermord“ wird Israel aufgrund des eingeschränkten Zugangs der Bevölkerung des Gazastreifens zu Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung vorgeworfen – obwohl tausende Tonnen an Hilfsgütern täglich den Gazastreifen erreichen. Tatsächlich ist es nicht Israel, dass den Zugang der Zivilbevölkerung zu diesen Gütern verhindert, sondern die Hamas, die große Mengen dieser Güter an sich reißt und dadurch das Leid der Zivilbevölkerung verschlimmert.
Aufgrund der tragischen zivilen Opfer bei Bombardierungen wird Israel die „Begehung von Völkermord“, also „die vorsätzliche Ausrottung oder anderweitige Vernichtung“ der Bevölkerung in Gaza vorgeworfen. Zu dieser Einschätzung kommt Südafrika, obwohl:
-
Die Hamas ihre Kämpfer und ihre militärischen Anlagen in der gesamten zivilen Infrastruktur des Gazastreifens, einschließlich Krankenhäusern, Schulen, Moscheen und Häusern, verschanzt und von hier aus angreift. Daher ist es schlicht nicht möglich, die Hamas zu bekämpfen, ohne dass diese Gebäude und Gegenden mit betroffen sind.
-
Israel Millionen von Flugblättern in den angegriffenen Gebieten abgeworfen hat und die Zivilbevölkerung in Zehntausenden von Telefonanrufen und Textnachrichten gewarnt und sie dazu aufgefordert hat, Gebiete wegen Lebensgefahr zu evakuieren. Um diese Evakuierungen zu ermöglichen, hat Israel zudem stunden- und tagelange „humanitäre Pausen“ eingehalten.
-
Es die Hamas war, die die Zivilbevölkerung teilweise daran gehindert hat, die gefährdeten Gebäude und Gebiete zu verlassen, um sie gezielt als Schutzschild für sich selbst zu verwenden. Dies ist die ganz große Tragödie im Gazastreifen.
Die Tatsache, dass die Entführten noch nicht befreit sind und dass die Hamas und die mit ihr verbündeten Organisationen die Vernichtung Israels weiterhin in ihrer Charta stehen haben, sowie ihre Drohungen und Absichten eindeutig und wiederholt äußern, scheint für Südafrika ebenfalls irrelevant für die Gesamtsituation zu sein.
Quellen:
- https://www.arc-to-israel.org/das-wunder-israel
- https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus
- https://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions
- Tagesschau, ARD New York, 3. November 2023 Antje Passenheim
- https://de.wikipedia.org/wiki/Araber und https://de.wikipedia.org/wiki/Islam
- Bild Zeitung, Philip Fabian, 29.10.2023
- Amnesty
- https://www.nytimes.com/2023/12/28/world/middleeast/oct-7-attacks-hamas-israel-sexual-violence.html
- https://www.un.org/depts/german/de/sr_23.html
- https://www.timesofisrael.com/we-should-be-worried-israel-faces-peril-at-the-hague-in-gaza-genocide-case/
- https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-gazastreifen-den-haag-voelkermord-faq-100.html
- https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/klage-suedafrika-israel-voelkermord-100.html
- https://www.arc-to-israel.org/zweite-second-chance
- https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/18429/voelkermord/
Hier finden Sie andere Artikel von Brigitte B. Nussbächer
Wie wir das Wunder Israel erlebt haben
von Brigitte B. Nussbächer
Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.
Vorausgegangen war eine eher mühsame Entscheidungsfindung. Israel einmal zu besuchen gehörte zur „Allgemeinbildung“ von Christen. Trotzdem hatte es mich nicht hingezogen und die Berichte derer, die von Reisen aus Israel zurück kehrten, hatten wenig dazu beigetragen, es zu ändern. Wenn sie von den sogenannten „Heiligen“ Stätten berichteten, fragte ich mich immer, was es mir denn bringen würde, diese Ruinen oder Gedenkkirchen anzusehen. Viel mehr interessierte mich, was Gott heute in der Gegenwart erlebbar machte.
Letztlich war es dann tatsächlich auch ein anderer Gedanke, der den Anstoß zu dem Besuch gab. 2018 feierten mehrere nach dem 2. Weltkrieg gegründete Staaten ihr 70. Jubiläum – darunter auch Israel. Nachdem wir Dokumentarfilme über Indien und Pakistan zu dem Thema gesehen hatten, fragte ich mich, wie wohl Israel diese 70 Jahre genutzt hatte. Im Vergleich zu den anderen Staaten musste es ungleich schwerer gewesen sein, aus dem Nichts etwas aufzubauen. Noch 1867 hatte Marc Twain das Land als desolat, eine stille, traurige Weite ohne Mensch, Baum und Strauch bezeichnet. Was war daraus geworden?
Und so begaben wir uns auf eine geschichtliche Studienreise, was sich im Nachhinein als Volltreffer erwies. Nie hätten wir in einem Individualurlaub so viel erfahren und kennen gelernt.
Noch während wir vom Flughafen Ben Gurion nach Tel Aviv fahren, hören wir die Entstehungsgechichte dieser Stadt, von der Parzellverlosung an ein paar Dutzend Familien nördlich der jahrtausende alten Hafenstadt Jaffa im April 1909. Diese wollten auf den Sanddünen, die der niederländische Bankier Jacobus Kann gekauft hatte, die erste jüdische Stadt der Moderne bauen. Und dann fahren wir auch schon an den ersten Hochhäusern vorbei und nach Tel Aviv hinein, welches heute (rund 100 Jahre später) die modernste und weltoffenste Metropole des gesamten Nahen Ostens ist.
Im sehr originell und lebendig gestalteten Palmach Museum in Tel Aviv erfahren wir von dem beeindruckenden Kampf des jüdischen Volkes für seine Unabhängigkeit. Und von der Vorgeschichte: als die UN 1947 beschloss, das ehemalige britische Mandat in 2 Länder aufzuteilen: ein jüdisches und einen arabisches. Von dem Protest der Araber und von dem Druck, der auf die Juden ausgeübt wurde, diese Chance nicht zu nutzen. Von der Proklamation des jüdischen Staates durch David Ben Gurion am 14. Mai 1948 und von dem Angriff der 5 arabischen Länder Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak & Libanon um Mitternacht am gleichen Tag.
Man muss sich die damalige Situation vergegenwärtigen. Ca. 650.000 Juden, viele von ihnen Holocaustüberlebende, die gerade erst das Grauen hinter sich gelassen hatten, versuchten Israel, welches als neugegründeter Staat keine Armee besaß, mit Gewehren, Maschinenpistolen und Granatwerfern gegen eine Mehrheit von 160 Millionen Arabern (ausgerüstet mit Panzern, Artillerie, Schützenpanzerwagen, Flugzeugen und Kriegsschiffen) zu verteidigen. Ein Verhältnis von 1 : 246! Dabei wird einem die menschliche Ausweglosigkeit bewusst und dass das Überleben Israels ein Wunder ist. Mit Tränen in den Augen verlasse ich das Museum. Jetzt verstehen wir, welch hohen Preis das jüdische Volk (nach der Auslöschung der 6 Millionen durch den Holocaust) im Unabhängigkeitskrieg für seine Existenz bezahlt hat.
Umso mehr staunen wir über die Lebensfreude und Energie, die heute auf den Strassen Tel Avivs spürbar ist und die wir bei den Menschen, denen wir begegnen, erleben. Wir sehen die Fähigkeit dieses Volkes schnell aus dem Nichts etwas aufzubauen (sie haben weltweit die 2 höchste Anzahl von Start Ups), ihre Genialität Lösungen für scheinbar Unlösbares zu finden, wie zum Beispiel mit Wasserentsalzungsanlagen am Mittelmeer den Wassermangel zu beheben und durch computergesteuerte Tröpfchenbewässerung Plantagen in der Wüste anzubauen. Wir sind überrascht, dass Israel die zweithöchste Akademikerquote und die dritthöchste Patentquote der Welt hat und bewundern, dass 23% aller Nobelpreisträger aus diesem kleinen Volk, dass nur 0,2 % der Weltbevölkerung ausmacht, stammen.
Wir erleben ihre Kreativität sowie ihren Sinn für Kunst und Schönheit. Israel hat gemessen an der Anzahl der Einwohner die meisten Museen und Orchester per capita und liegt auf Platz 2, was die Anzahl der verlegten Bücher anbelangt. Wer hier ein Konzert besucht, wird einem sehr hohen künstlerischen Niveau und großer Begeisterung des Publikums begegnen.
Wir streifen durch Städte, Orte, Landschaften und sind beeindruckt: unglaublich was hier in nur 70 Jahren geschaffen wurde. Dort wo sich früher Sümpfe, Sanddünen und wüstes Land befanden, haben Pioniergeist, Innovation und Durchhaltevermögen überall blühendes Leben entstehen lassen. Israel ist das einzige Land, in dem die Wüste rückläufig ist, Millionen Bäume wurden gepflanzt und entlang der Autobahn blüht tropfenbewässerter Oleander. Aus dem armen Agrarstaat ist ein Land mit führender Technologie und einer starken Währung entstanden. Israel gehört heute zu den 10 einflussreichsten Ländern der Welt und liegt auch im Happiness Ranking vorne. (Siehe Grafik unten)
Je mehr Israelis wir persönlich kennen lernen, desto mehr schätzen wir ihre konstruktive Einstellung, ihre Dynamik und ihren Mut – trotz ihres bis heute andauernden Ringens um ihr Recht auf Existenz.
Wir hören von den Kämpfen im 6 Tage Krieg 1967, von der Befreiung der Altstadt Jerusalems und wie die Juden wieder Zugang zu ihrer heute heiligsten Stätte, der Westmauer, erlangten.
Und von dem „Tal der Tränen“, so benannt nach der anfänglich auswegslosen Situation im Jom Kippur Krieg 1973, als die syrische Armee mit über 1.000 Panzern im Norden Israels einbrach und von weniger als 200 Panzern auf israelischer Seite aufgehalten wurde.
Wir sehen den Wiederaufbau nach wiederholter Zerstörung, sei es nun die Hurva Synagoge in Jerusalem oder die Siedlungen in Gush Etzion.
Und wir nehmen wahr, dass selbst die häufigen Terroranschläge in dieser Gegend den Menschen weder die Lebensfreude noch den Lebensmut rauben können, auch wenn sie schmerzliche Verluste zu beklagen haben.
Wir erleben die „Wächter Israels“, die jungen Soldaten und Soldatinnen auf den Straßen, die für Sicherheit sorgen und lauschen den Zeugnissen von sogenannten „einsamen“ Soldaten, die freiwillig ihr Heimatland, Verwandte, Freunde und ein angenehmes Leben verlassen, um in der IDF (Israels Defence Forces) zu dienen. Tatsächlich spielt die IDF auch eine wichtige Rolle bei der Integration und der Schaffung eines gemeinsamen Nenners in der israelischen Gesellschaft.
Denn die Bevölkerungsvielfalt ist erstaunlich. Die Holocaust Überlebenden von überall aus Europa, die ca. 700.000 Juden, die nach Israels Gründung aus den umliegenden arabischen Ländern vertrieben wurden, die Einwanderung aus Afrika und die großen Aliyah-Wellen aus der ehemaligen Sowjetunion haben alle dazu beigetragen. Die Bevölkerungszahl Israels hat sich in den letzten 75 Jahren ver-14-facht (im Vergleich dazu hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren „nur“verdoppelt).
Am liebsten hören wir jedoch die Geschichten von jenen, die freiwillig nach Israel kamen, weil sie es als ihre Aufgaben betrachten, dieses Land aufzubauen und sich mit großer Energie dafür einsetzen.
Was uns aber am allermeisten beeindruckt – und tatsächlich auch überrascht hat - ist die intensive, innige und lebendige Beziehung, die viele Juden zu Gott haben. Da uns in den säkularen, kirchlichen und freikirchlichen Kreisen, aus denen wir stammen, die Rolle und Bedeutung von Israel und dem Judentum nicht vermittelt worden war, weder als geistliche Wurzel noch für die Zukunft, waren wir implizit davon ausgegangen, dass so eine Beziehung zu Gott nur bei Christen möglich sei. Jetzt sahen wir mit eigenen Augen wie falsch diese Annahme war.
Heute weiss ich, dank dem erschütterndem Buch „Holocaust“ von Susanna Kokkonen, dass der christliche Glaube bewusst vom Judentum differenziert wurde, seit Kaiser Konstantin der Große die Anerkennung des Christentums als rechtmässige Religion einführte, sich aus politischen Gründen zum Oberhaupt der Kirche ernannte und das erste Konzil im Jahre 325 einberief. Er erklärte, dass die Juden für den Tod Jesu verantwortlich wären, also betrachtete man sie als „Gottesmöder“; verdammt und der Gnade Gottes und der Menschen unwürdig. Eine weitere Lehre dieser Zeit, die „Ersatztheologie“ besagt, dass Israel seine Rolle in Gottes Plänen verspielt hätte und die Christen nun das neue Israel seien. Die Kirchenväter vor und nach diesem ersten Konzil verleugneten den ewigen Bund zwischen Gott und den Juden systematisch, beziehungsweise glaubten, dass Gott diesen Bund aufgehoben hätte.
Der Einfluss dieser Lehren die seit über 1700 Jahren im Umlauf sind, ist erschreckend tiefgreifend. Im Grunde wurde hier schon die Legitimation für Judenhass und Judenverfolgung geschaffen, für Verleugnung und Ignoranz. Hier liegt der idelogische Ursprung von Inquisition, Progromen, Kreuzzügen und Holocaust.
Eine Konsequenz daraus war, das einerseits bei Übersetzungen versucht wurde, die Hinweise auf das Judentum auszulassen und andererseits bei vielen christlichen Themen der jüdische Ursprung nicht erwähnt wurde. Beispiele dafür sind christliche Feste, die alle ihr Äquivalent in den jüdischen biblischen Festen haben (z.B. Passah-Ostern, Schavuot-Pfingsten, Weihnachten-Chanukka) oder auch andere Bräuche: so zum Beispiel ist die jüdische Bar Mitzwa, bei der junge Erwachsene in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen werden, das Vorbild für Kommunion/Konfirmation/Jugendweihe - um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Das gleiche spiegelt sich auch in der Kunst. Wer z. B. durch die Uffizien von Florenz streift, (eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt mit Werken der Malerie und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock), stellt fest, dass es aus dem Alten Testament Bilder von Adam und Eva gibt. Das nächste große Thema ist die Ankündigung von Jesu Geburt. Alles was dazwischen liegt, ist ausgeblendet.
So sind sich viele bis heute des jüdischen Erbes nicht bewusst. Derek Prince, ein Bibellehrer unserer Zeit (und die, die mich schon lange kennen, wissen, dass ich jahrelang für Derek Prince Ministries gearbeitet habe), fasste es einmal so zusammen: Wir stehen tief in der Schuld des jüdischen Volkes.
Ohne dieses hätte die Gemeinde keine Patriarchen, keine Propheten, keine Apostel , keine Bibel und keinen Erlöser. Wenn uns all das fehlen würde, was gäbe es dann noch, was uns das Heil bringen könnte? Alle Nationen der Erde verdanken das Wertvollste an ihrem geistlichen Erbe den Juden.
Aber obwohl wir Derek Prince persönlich begegnet waren und viel von unserem Israel-Bild von seinen Worten geprägt war, mussten wir feststellen, dass auch wir Gefangene des Denkens der Kirchenväter waren. Auch wir hatten gedacht, dass die Juden verloren sein mussten, da man ja nur durch Jesus zum Vater kommen könne und übersahen dabei geflissentlich, dass Paulus in Römer 11 eindeutig sagt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat (Vers 1), dass er seine Gaben nicht zurück fordert und die Zusage seiner Erwählung nicht widerruft (Vers 29).
Und jetzt waren wir in Jerusalem und begegneten dem jüdischen Volk Israel erstmalig in seinem eigenen Land.
Was für uns ganz eindeutig wurde, war, dass die Gründung und das Überleben dieses Staates, seine schnellen Fortschritte und Errungenschaften, der Lebensmut und die Kraft, die man in so vielen Menschen in Israel beobachten kann, rational und menschlich nicht zu erklären sind, sondern auf eine besondere Energiequelle und Kraft zurück führen. Hier in Israel war Gott überall im Alltag erlebbar.
Seit über 2000 Jahren spricht die Bibel von einem lebendigen Gott, der Israel als sein Volk auserwählte und der verhieß, dies Volk nach seiner Zerstreuung wieder in das Land seiner Vorfahren zurück zu bringen und es besonders auszustatten. Dies jedoch auf einmal mit unseren eigenen Sinnen zu sehen, zu beobachten, veränderte uns.
Als wir am Ufer vom See Genezareth sassen, kam mir der Gedanke, dass Juden vorgeworfen wurde, Jesus nicht erkannt zu haben – obwohl doch das, was um ihn herum geschah, offensichtlich und eindeutig war … Und dass heute viele Christen das, was Gott in und mit Israel tut, nicht erkennen – obwohl es ebenso offensichtlich und eindeutig ist.
Wir begannen die Bibel mit anderen Augen zu lesen. Was wir bis dahin überlesen hatten, stach jetzt deutlich hervor.
Wenn man sich vergegenwärtig, dass Jesus in Matthäus 5,17 selber gesagt hat „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen“, dann kann man die Bedeutung von Israel und Jerusalem schwer überlesen.
Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein – steht in Joel 3,5
Und Sacharjia weissagt in Kapitel 8, 22: Menschen aus großen und mächtigen Völkern werden nach Jerusalem kommen, um den HERRN, den Allmächtigen, zu suchen und den HERRN gnädig zu stimmen.
Jesaja prophezeit in Kapitel 60, 2-3: Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir (Zion) geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.
Die Bibel spricht in Sacharja 8,23 davon, dass „in jenen Tagen zehn Menschen aus Völkern mit lauter verschiedenen Sprachen einen Mann aus Juda am Rockzipfel festhalten werden und bitten: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott bei euch ist“ - für uns sind diese Tage bereits angebrochen…die Beziehungen zu unseren jüdischen Freunden und die Verbindung zu Israel sind zu einer der wertvollsten Konstanten, einer Bereicherung und einer Quelle des Lernens in unserem Leben geworden.
„Bruchim haba'im le’Israel - Willkommen in Israel” klang die Stimme des Piloten aus den Lautsprechern und das Flugzeug rollte langsam zur finalen Position. Wir sahen neugierig aus dem Fenster. Was würden wir in diesem Land, über das so viel Widersprüchliches berichtet wird und dass es vor 100 Jahren noch nicht gab, vorfinden? Ich wusste damals nicht, vor welcher lebensverändernden Erfahrung ich stand!