top of page

​Die zweite Chance

Werden wir erkennen, dass dies unsere Chance ist, zu zeigen, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben?

Werden wir bereit sein, uns für Israel einzusetzen?

Werden wir zu denen gehören, die einen Unterschied bewirken?

Davidstern grün
Reichsprogromnacht

Genau 85 Jahre sind seit der „Reichskristallnacht“ (sehr verharmlosend benannt nach den Scherben zerbrochener Fensterscheiben, in Wahrheit wurde viel mehr zerstört!) vergangen.
Jener Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der im Deutschen Reich  1.400 Synagogen brannten und 7.500 jüdische Geschäfte, sowie andere Einrichtungen wie Schulen und Waisenhäuser zerstört wurden.

Der Schwarze Schabbat 2023

Am 7. Oktober 2023 hat Israel eine neue „Kristallnacht“ erlebt – den „Schwarzen Schabbat“. Im Morgengrauen durchbrachen Hamas-Terroristen aus dem Gaza-Streifen die Grenze zu Israel. Sie zerstörten über 20 israelische Ortschaften und richteten ein fürchterliches Blutbad an. Sie entführten über 230 Geiseln und misshandelten, folterten und ermordeten über 1.400 jüdische Zivilisten.

1. DIE ESKALATION

1.    Die Eskalation: Kristallnacht 1938 vs. Schwarzer Schabbat 2023
2.    Überraschung oder logische Steigerung: Deutschland ab 1933 vs. Israel ab 1948
3.    Reaktionen der Weltöffentlichkeit: Konferenz von Evian 1938 vs. UN Vollversammlung Oktober 2023
4.    Die nächste Phase: 1938: Der Holocaust, das Schweigen der Kirche, die stillen Helden vs. 2023: Neuanfänge, unsere Chance

Jener Nacht, in der jüdische Zivilisten auf offener Straße, im Beisein von Polizei, von der „Sturmabteilung“ (SA), der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP, misshandelt, bedroht, verhaftet und ermordet wurden. Die Zahl der Toten ist nicht genau bekannt. Geschätzt wird, dass über 1.300 in dieser Nacht oder später an den Folgen starben.

Schwarzer Schabbat

„Es gab Szenen entsetzlicher Grausamkeit, Barbarei, Verstümmelung, Zerstückelung, Vergewaltigung. Paare und Familienmitglieder wurden aneinander gefesselt und bei lebendigem Leib verbrannt; ganzen Familien wurden bei lebendigem Leib die Organe entnommen; Kinder mussten mit ansehen, wie ihre Eltern gefoltert und getötet wurden; Eltern wurden gezwungen zuzusehen, wie ihren Kindern die Augen ausgestochen und die Köpfe eingeschlagen wurden.

Wohnzimmer, Küchen, Kinderbetten und Spielzeug, Babywiegen, Bäder, Rasenflächen, Autos – überall das geronnene Blut der ermordeten Juden“. (Quelle: Israel Today, Stan Goodenough, 29.10.2023).

Auch drei Wochen später sind noch nicht alle, der teilweise zerstückelten und verbrannten, Leichen identifiziert. Was werden die Folgen des 7. Oktobers 2023 sein?
Während weiter Raketen auf Israel abgeschossen werden, wehrt Israel sich und greift den von der Hamas durchsetzten Gazastreifen an. Gleichzeitig beginnt auch die Hisbollah, (eine weitere islamistische Terrororganisation) im Norden Israels, Raketen auf Israel abzufeuern.

Der Iran, dessen erklärtes Ziel, die Vernichtung des israelischen Staates ist, droht ebenfalls.

Wird die Welt nach jahrhundertelanger Juden-Verfolgung, Pogromen und Kriegen ein weiteres Mal zusehen, wie versucht wird, die Juden zu vernichten?

Eroberter Panzer von Hamas-Terroristen in Gaza

Werden wir diesmal verstehen, was die Forderung der Stunde ist?


Werden wir erkennen, dass dies unsere Chance ist, zu zeigen, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben? Werden wir bereit sein, uns für Israel einzusetzen? Werden wir zu denen gehören, die einen Unterschied bewirken?

2. ÜBERRASCHUNG ODER LOGISCHE STEIGERUNG?

Die Vorgeschichte: Deutschland ab 1933

Wurde Europa, wurde die Welt 1938 überrascht? Gab es Ursachen zu glauben, dass dies nur ein temporärer Wahnsinn sei, das Verbrechen einer Meute?
Nein! Die judenfeindliche Politik der nationalsozialistischen deutschen Regierung begann bereits seit der Machtübernahme Adolf Hitlers im Januar 1933. Ein paar Fakten:

•    Im April 1933 gab es die erste zentral gesteuerte Terroraktion im Deutschen Reich: den Juden-Boykott.
•    Im gleichen Monat folgten das Berufsbeamtengesetz und das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft, durch welche etwa 37.000 Juden ihre berufliche Existenz in Deutschland verloren.
•    Im September 1935 wurden die Nürnberger Gesetze erlassen. Das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ verbot die Eheschließung sowie den Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden. Das Reichsbürgergesetz schuf unterschiedliche Klassen von Bürgern.
•    Ab Ende 1937 zeichneten sich schnelle Zwangsenteignungen ab. SA-Schlägertrupps prügelten tausende jüdische Geschäftsinhaber aus ihren Läden, Betrieben und Wohnungen um sie zu übernehmen.

Die Kristallnacht war zwar eine Eskalation der Judenfeindlichkeit – aber gleichzeitig eine logische Fortsetzung der bereits jahrelangen, antisemitischen Handlungen.

Die Vorgeschichte: Israel ab 1948

War der Angriff der Hamas am „Schwarzen Schabbat“ den 7. Oktober 2023 eine Überraschung? War er nur ein temporärer Wahnsinn, das Verbrechen einer Meute?
Nein. Israel ist seit  der Resolution 181 der UN-Generalversammlung vom 29. November 1947, die die Gründung eines jüdischen und arabischen Staat vorsah, regelmässig angegriffen worden, da die Palästinenser und andere arabische Länder sich weigerten (und dies teilweise bis heute tun!) eine Teilung Palästinas zu akzeptieren.

•    Der erste Angriff kam um Mitternacht nach der Proklamation des jüdischen Staates durch David Ben Gurion am 14. Mai 1948, von den fünf arabischen Ländern: Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak & Libanon.
•    1973 wurde Israel von Ägypten und Syrien am wichtigsten jüdischen Feiertag Jom Kippur angegriffen.  
•    Dazwischen fand noch die Sperrung des Suez Kanals für israelische Schiffe 1956 statt, der zur Suezkrise führte, sowie die Ankündigung eines arabischen Angriffs 1967 (von Ägypten, Syrien und Jordanien) dem  Israel mit dem Sechs-Tage-Krieg zuvorzukam.
•    1982 attackierten terroristischer Gruppierungen Israel aus dem südlichen Libanon, 2006 wurden 2 Soldaten von der Hisbollah entführt. Dies führte zu den 2 Libanonkriegen.

Was den Gazastreifen im Besonderen anbelangt, so hat sich Israel 2005 komplett aus dem Gebiet zurückgezogen. Doch auch das brachte keinen Frieden.

•    Jahrelanger Beschuss israelischer Städte mit mehreren tausend Raketen aus dem Gazastreifen führte 2008 zu der Operation „Gegossenes Blei“, die im Januar 2009 mit einer einseitigen Waffenstillstandserklärung durch Israel endete.
•    Hamas und andere palästinensische Gruppen feuerten weiter Raketen in Richtung Israel, insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2012. Erstmals erreichten die Raketen auch Tel Aviv und Jerusalem und bedeuteten für mehr als eine Million Menschen in Israel eine totale Einschränkung des täglichen Lebens. Israel antwortete im November 2012 mit der Operation „Wolkensäule“, die im gleichen Monat mit einem Waffenstillstand endete…
•    … aber keinen Frieden brachte.  Im Juli 2014 eröffnete Israel die Operation „Starker Fels“ als Reaktion auf erneuten, anhaltenden Raketenbeschuss durch die Hamas und andere militante palästinensische Gruppen aus dem Gazastreifen. Diese endete im  August mit einer unbefristeten Waffenruhe.

Doch seither haben weiterhin regelmässig Raktenangriffe auf Israel stattgefunden. Zum Beipiel im Mai 2019, als wir nach Israel flogen, waren am Tag zuvor 800 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden.
Doch was in anderen Teilen der Welt als Katastrophe gilt und zu Krieg führt, ist hier zur traurigen Normalität geworden. Israel versucht (meistens erfolgreich) mit seinem Abwehrsystem „Eiserne Kuppel“ die Raketen abzufangen und unschädlich zu machen … und die Welt schaut weg!
Der „Schwarze Schabbat“ ist zwar eine Eskalation des Judenhasses und der Aggression der Hamas – aber gleichzeitig eine logische Fortsetzung der bereits jahrelangen Angriffe.

3. REAKTIONEN DER WELTÖFFENTLICHKEIT

1938 – Die Konferenz von Évian

Schon vor der Kristallnacht stiegen die Flüchtlingsströme jüdischer Auswanderer aus Deutschland an. In dieser Lage schlugen die Vereinigten Staaten eine internationale Konferenz vor, die schliesslich im Juli 1938 in Évian stattfand und an der Großbritannien, Frankreich, die Niederlande, Belgien, die Schweiz, Schweden, Norwegen, Dänemark, Irland, Kanada, Australien, Neuseeland sowie nahezu alle mittel- und südamerikanischen Staaten teilnahmen. Polen und Rumänien entsandten Beobachter.


Den Regierungen der Teilnehmerstaaten war zu dem Zeitpunkt bekannt, dass die Juden in Deutschland und Österreich nahezu vollständig entrechtet waren und dass bereits tausende von ihnen ermordet oder in den Tod getrieben worden waren. Dennoch erklärte sich keines der 32 teilnehmenden Länder zur Aufnahme einer größeren Anzahl der bedrohten Juden bereit.


Großbritannien erließ bereits im November 1937 zur Beruhigung der Lage in seinem Mandatsgebiet Palästina rigide Aufnahmebeschränkungen, obwohl sie den Juden 1917 in der Balfour-Deklaration prinzipiell eine „nationale Heimstätte“ zugesagt hatten. 1938, angesichts des drohenden Krieges und gemäß dem Wunsch der arabischen Staaten reduzierte England die Einwanderungsquote für Palästina noch einmal: auf max. 20.000/Jahr.


Vor den US-Konsulaten standen Ende 1938 etwa 125.000 Menschen an (bis 1939 wurden es 300.000), um eines der nur 27.000 Visa zu erhalten, die im Rahmen der damaligen Quotenregelung an Einwanderer vergeben wurden. In der zweiten Jahreshälfte 1941 legte das US-Außenministerium trotz Berichten über die von den Nationalsozialisten verübten Massenmorde noch strengere Quoten für die Einwanderung fest. Begründet wurde dies mit Besorgnis um die innere Sicherheit.


Die Schweiz nahm zwar rund 30.000 Juden auf, wies jedoch auch in etwa die gleiche Zahl an der Grenze  ab. Bolivien nahm rund 30.000 Einwanderer auf. Weitere ca. 15.000 Juden konnten sich nach China retten und andere 600 gelangten in die Dominikanische Republik.


War es den Ländern nicht möglich gewesen, mehr Flüchtlinge zu beherbergen? Zahlen der Gegenwart widerlegen diese These. Deutschland hat zum Beispiel 2015/16 mehr als eine Million Flüchtende aufgenommen, (mehrheitlich aus Syrien), sowie 2022 über eine Million Ukrainer. Und dies sind nur die offiziellen Zahlen, tatsächlich sind es deutlich mehr. (Quelle: https://mediendienst-integration.de)

2023 – Die UN Vollversammlung

Und schon 2 Wochen später forderte die Weltöffentlichkeit mit einer 2/3 Mehrheit von 120 Stimmen; 14 Gegenstimmen (Respekt vor Österreich, das aus seiner Vergangenheit gelernt hat!) und 45 Enthaltungen in der Resolution der UN-Vollversammlung vom 27.10.2023 eine sofortige Waffenruhe von Israel, sowie die sofortige Bereitstellung von Wasser, Nahrungsmitteln, Treibstoff und Strom und "ungehinderten" Zugang für humanitäre Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen.

In der Resolution wurde die Terrororganisation Hamas nicht beim Namen genannt, die Gräuel der Hamas vom 7. Oktober  wurden nicht verurteilt und Israels völkerrechtlich verankertes Recht auf Selbstverteidigung wurde nicht bestätigt.

Dass selbst Länder, wie Deutschland, die von sich behaupten, Israels Sicherheit gehöre zu ihrer Staatsräson, nicht dagegen stimmten, zeigt deutlich, wie viel (beziehungsweise wie wenig!) die verbal zugesicherte Solidarität wert ist, wenn es um Taten geht!


Und was geschah am 15.11.2023? Der UN-Sicherheitsrat (in dem Deutschland zu dem Zeitpunkt nicht vertreten war) hat - ohne Gegenstimmen! - eine völkerrechtlich bindende Resolution verabschiedet. Israels Recht auf Selbstverteidigung wurde wieder nicht genannt, es gab auch diesmal keine Verurteilung des Hamas-Massakers.
Stattdessen wurden tagelange Feuerpausen von Israel gefordert – ohne Gegenleistung und ohne Rücksicht auf die Geiseln, die seit über 40 Tagen in den Händen der Terroristen waren!
Und das, obwohl Israel bereits täglich stundenlange humanitäre Pausen eingelegt hatte, um Hilfeleistungen für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen.
Wer brauchte also diese tagelangen Feuerpausen und wer wurde durch sie unterstützt? Die Hamas!


An der Stelle möchte ich Deutschlands Bundeskanzler zitieren, der sagte: „ ich finde die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand oder einer langen Pause - was ja quasi das Gleiche ist! - nicht richtig. Es würde letztendlich bedeuten, dass Israel die Hamas sich erholen lassen soll - und wieder neue Raketen anschaffen lassen soll … um dann weitere Angriffe auf Israel auszuführen“. (Olaf Scholz in Der Spiegel 12.11.2023)  
Und das fordert die UN! (Mehr zu UN-Resolutionen gegen Israel im Artikel "Nie wieder - Ein Versprechen mit Substanz?")

2023 nach dem schrecklichen Angriff der Hamas gab es zwar eine Reihe sogenannter Solidaritätsbesuche, bei denen allerdings wenig praktische Unterstützung sichtbar wurde.

UN Vollversamlung fordert Waffen ruhe von Israel

4. DIE NÄCHSTE PHASE

Der Holocaust

Die traurige Wahrheit ist, dass Nazideutschland den Massenmord auf schreckliche Weise perfektioniert hat und damit die dunkelste Seite der Weltgeschichte schrieb.
Aber traurige Wahrheit ist auch, dass sie nie so erfolgreich gewesen wären, wenn ihnen entschiedener Widerstand begegnet wäre.


Dänemark hat die seltene Ehre, das einzige von Nazi-Deutschland besetzte Land in Europa zu sein, das sich dem Versuch des Nazi-Regimes, seine jüdischen Bürger zu deportieren, mutig widersetzte und 99 % von ihnen rettete. 1943, innerhalb von nur drei Wochen, gelang es dänischen Fischern, fast alle Juden ins neutrale, unbesetzte Schweden zu evakuieren.
Finnland, seit 1941 Deutschlands Verbündeter, lieferte seine Juden größtenteils nicht aus. Auch Bulgarien, ebenfalls ein Verbündeter Deutschlands, rettete etwa 50.000 Juden.

Diese Beispiele beweisen, dass ein entschiedener Widerstand die deutschen Vernichtungspläne erfolgreich durchkreuzen konnte.


Ganz anders sah es hingegen in Osteuropa aus, wo 5 Millionen Juden wohnten - in den Gebieten, die heute zur Ukraine, Polen, Weisrussland, Moldau, Rumänien und Litauen gehören. Im ehemaligen Zarenreich gingen Staat, Kirche und Volk schon im 19. Jahrhundert rücksichtslos gegen Juden vor, schränkten sie durch Sondergesetze ein und verfolgten sie mit Pogromen.
Auch diese Länder wurden Ende 1939 (Polen) und Sommer 1941 (Ukraine, Belarus) von Nazi-Deutschland besetzt. Den Judenhass aber kannten sie schon...


In vielen Städten in der Westukraine wurden Juden ohne eine explizite Anordnung der Besatzer umgebracht. Bei den Massenerschießungen durch deutsche und ukrainische Polizeieinheiten wurden allein in Babij Jar bei Kiew ca. 100.000 getötet. Insgesamt fielen in der Ukraine etwa 1,5 Millionen dem Holocaust zum Opfer.


Auch Rumänien unter der Militärdiktatur von General Ion Antonescu und der Organisation „Eiserne Garde“ befahl 1941 schon vor dem Kriegseintritt Rumäniens auf deutscher Seite, dass alle Juden zu deportieren seien und ließ etwa 350.000 Juden nahezu vollständig ausrotten. Auch hier beteiligten sich neben Soldaten der deutschen Wehrmacht, rumänische Militär- und Polizeieinheiten und Angehörige der Zivilbevölkerung an der Ermordung.


In Polen wurden Juden bereits 1935 immer wieder getötet und verletzt. Oft wurden auch ihre Geschäfte geplündert. 1937 wurde an einigen Hochschulen (durch eingeführte Quoten sowie Segregation durch Sitzordnung) die Zahl der jüdischen Studenten halbiert. Viele gehobene Stellen waren für Juden unzugänglich. Auch in Polen wurden nach der Besetzung durch Nazi-Deutschland Massaker unter aktiver Teilnahme polnischer Bürger durchgeführt, beispielsweise in Jedwabne.

1940 begann der Bau von Massenvernichtungslagern. Im Gegensatz zu anderen Konzentrationslagern, wo Inhaftierte neben einzelnen Morden vor allem durch systematisch herbeigeführte Krankheit und Unterernährung sowie übermäßige Arbeit starben, dienten die Vernichtungslager dem unmittelbaren Zweck der Ermordung der dorthin Deportierten.

Ist es ein Zufall, dass alle Vernichtungslager in denen zwischen 1941-1945 mehr als drei Millionen Menschen vor allem durch Gaskammern, (in einer oft als industriell bezeichneten Form), ermordet wurden: Auschwitz-Birkenau, Madjanek, Belzec, Sobibor, Treblinka im heutigen Polen und Bronnaja Gora und Maly Trostinez im heutigen Belarus liegen?

Konzentrationslager, Massenvernichtungslager, Auschwitz Birkenau

Das Schweigen der Kirche

In Deutschland gehörten 96 Prozent der Bevölkerung den christlichen Konfessionen an.
Innerhalb der Kirchen hätte man wissen können und - da es klar in der Bibel steht - auch wissen sollen, dass die Juden Gottes auserwähltes Volk sind, mit dem er einen ewigen Bund geschlossen hat (1Mo 15,18; 2Mo 34,10; Jeremia 31,31-33). Und dass, wer Israel segnet, gesegnet wird, während wer Israel verflucht, Fluch auf sich lädt. (1Mo12,3; 1Mo49,9; 4 Mo 23,24; 5Mo 30,7).

Doch viele waren von den Lehren der Kirchenväter, die schon im Jahre 325, beim ersten Kirchenkonzil, zusammen getragen worden waren, beeinflusst. Sie meinten, dass Juden „Gottesmöder“ seien, verdammt und der Gnade Gottes und der Menschen unwürdig.

Kirche, Kirchenkonzil, Kirchenväter

Dass Israel seine Rolle in Gottes Plänen verspielt hätte und die Christen nun das neue Israel seien (Ersatztheologie)… obwohl Paulus in Römer 11 eindeutig sagt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat, dass er seine Gaben nicht zurück fordert und die Zusage seiner Erwählung nicht widerruft.


Auch neoprotestantische Gemeinden waren nicht unbedingt anders. Die deutsche Pfingstkirche, verabschiedete 1938, (27 Tage vor der Kristallnacht!) eine Resolution, die Hitlers  Antisemitismus unterstützte und die Kirchenverfassung entsprechend den Nürnberger Rassegesetzen revidierte: “Die Herausführung der Juden aus der Gemeinschaft unseres Volkes, wie auch aus anderen Völkern, ist für uns ein Vorgang nach göttlicher Vorsehung und göttlichem Willen.” (Quelle: Israel Heute, Charles Gardner 26.09.2023)


Obwohl die Bibel (und damit das Fundament der Kirche) von Juden stammt; obwohl darin die Geschichte des Judentums und die Verheißungen der Propheten für Israel enthalten sind und obwohl der Erlöser der Christenheit, Jesus, ein Jude war, standen auch die Kirchen nicht gegen die Judenvernichtung auf!


Es war letztendlich die Kollaboration (fast) aller mit dem NS-Regime, das zur Ermordung der europäischen Juden maßgeblich beitrug bzw. sie überhaupt in diesem Ausmaß ermöglichte.

Die Stillen Helden

Und doch gab es Menschen in allen Ländern, die anders dachten und vor allem auch anders handelten. Die bereit waren, viel zu riskieren (zum Beispiel exekutierten die Deutschen in Osteuropa nicht nur diejenigen selbst, die Juden schützten, sondern auch ihre gesamten Familien) um Juden vor der Vernichtung zu retten.

Es gibt die prominenten Beispiele wie Oskar Schindler und Corrie ten Boom, aber noch manche mehr. Einige besorgten Lebensmittelkarten, andere falsche Papiere oder halfen ihnen dabei, an weniger gefährliche Standorte zu fliehen. Und wieder andere gewährten Juden Unterschlupf - manchmal vielleicht für ein paar Tage, manchmal aber auch für Jahre.

Gedenktafel Gerechte der Nationen Israel

In einer Welt totalen moralischen Zusammenbruchs gab es diese kleine Minderheit, die außergewöhnlichen Mut an den Tag legte, um menschliche Werte hochzuhalten. Es gab für sie eine Grenze, die zu überschreiten sie nicht gewillt waren.
Einige davon werden dafür als „Gerechte unter den Nationen“ in der Hococaust Gedenkstätte in Jerusalem geehrt, aber viele bleiben auch einfach die „stillen“, unbekannten Helden.
All diese Menschen sind der Beweis dafür, dass jeder seine Entscheidungen am Ende selber trifft – und somit auch dafür verantwortlich ist. Dass keine Massendynamik, keine Ideologie, keine Verfolgung so stark sind, dass der menschliche Geist nicht mehr fähig wäre, Gut von Böse zu unterscheiden und eigenständig Position zu beziehen.


Wie Viktor Fankl, (Wiener Jude, Neurologe und Psychiater), der das Konzentrationslager überlebt hat, in seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen!“ schrieb:
„Der Mensch ist das Wesen, das entscheidet, was es ist“.
„Leben heißt letztlich nichts anderes, als Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem einzelnen im Leben gestellt werden; für die Erfüllung der Forderung der Stunde.“
Und (sogar im Konzentrationslager!) „kann man dem Menschen alles nehmen, nur nicht die letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegeben Verhältnissen so oder so einzustellen“.


Diese „Stillen Helden“ lehren uns, dass JEDER einen Unterschied bewirken kann.

Neuanfänge nach dem Krieg

Es sind noch keine 80 Jahre seit dem Holocaust vergangen. Die Welt hat nach der Befreiung der Vernichtungslager ihr Entsetzen bekundet, aber wenige waren nach dem Krieg bereit, die Überlebenden aufzunehmen.
Die Vereinten Nationen gaben den Juden die Chance einen eigenen Staat in ihrer ursprünglichen Heimat zu gründen, nur um dann dringend davon abzuraten. Als die Israelis (insgesamt 650.000 und ein Großteil von ihnen Holocaustüberlebende) ihre Unabhängigkeit 1948 gegen 160 Millionen Araber verteidigten, gab es wenig Unterstützung von den Ländern, die verbal für einen jüdischen Staat gestimmt haben.
In den verschiedenen Ländern hat man sich in den Jahren nach dem Krieg mehr oder weniger mit dem eigenen Beitrag und der dadurch entstandenen Verantwortung für den Holocaust auseinander gesetzt.
Die Generationen, die später kamen, waren sich sicher, dass sie anders handeln würden. „Nie wieder!“ war das Motto.


Europa und die Welt erholten sich.
Sogar Deutschland, das nach Kriegsende völlig zerstört war, blühte wieder auf. Aus Asche und Trümmern wuchs langsam Fortschritt und Wirtschaftswachstum – trotz Besatzungszonen und der Teilung des Landes in die West-orientierte Bundesrepublik (BRD) und in die sowjetnahe, kommunistische Republik (DDR). Selbst diese Wunde wurde schliesslich geheilt: 50 Jahre nach dem Beginn des 2. Weltkrieges und 51 Jahre nach der Kristallnacht, (exakt am 9. November 1989!) fiel die Berliner Mauer und machte die Wiedervereinigung Deutschlands möglich. Wer mag, kann dabei an Zufälle glauben. Für mich ist es ein eindeutiges Zeichen von Gnade und einer neuen Chance.


Die Frage ist: wie gehen wir mit dieser zweiten Chance um? Als Einzelne, als Deutschland, als Nationen?

Werden wir unser Versprechen „Nie wieder“ halten?

Nutzen wir die zweite Chance?

Unsere Chance – heute!

Auch heute rüsten Länder gegen Israel und drohen mit seiner Vernichtung. Und wo steht Europa? Warum gibt es seit dem 7. Oktober in fast jeder euopäischen Hauptstadt und vielen anderen Städten wilde Demonstrationen, in denen Hassparolen gegen Juden (weitgehend ungestraft) gerufen werden?


In Deutschland ist in den letzten Wochen die Zahl der antisemitischen Vorfälle um 400 % gestiegen! Dass die Million(en) Flüchtlinge, die Deutschland seit 2015 aufgenommen hat, zu 86% aus Ländern kommen, die Israels Existenzrecht in Frage stellen oder leugnen (Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Türkei) trägt sicher auch dazu bei. Und führt zu der Frage, in wie weit Deutschland seine Zusage, zu Israel und Juden zu stehen, praktisch lebt.
Im Vereinigten Königreich und in Frankreich wurden jeweils über tausend antisemitische Vorfälle gemeldet, in den USA werden jüdische Studenten belästigt und im Kaukasus übernimmt ein Mob öffentliche Einrichtungen und sucht nach Juden, die er lynchen kann. (Quelle: Israel Today, Telegramm 30.10.2023)

Und wo stehen wir – jeder Einzelne für sich?
Wir sind die Enkel der Generation des 2. Weltkrieges und wir kennen die Geschichte unserer Großeltern noch aus erster Hand. Wir sollten wissen, ob sie damals Juden verfolgt oder sie beschützt haben. Wir wissen aus Filmen, Büchern, Erzählungen, was in den Jahren geschah und wie es geschah. Keiner kann sich hinter Ahnungslosigkeit verstecken.
Wir haben eine Chance – jeder Einzelne!

Wir haben die Chance, uns nicht daran zu beteiligen, wenn die Welt sich wieder gegen Israel stellt und wir haben die Chance, die Fehler und Sünden unserer Vorfahren nicht zu wiederholen.

Unsere Chance als Enkel der Generation des 2. Weltkrieges

Christen haben die Chance und den Auftrag, für Israel und Juden zu beten: „O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den Herrn erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden!“ (Jesaja 62,7) Wir können diese Wächter sein!


Aber auch unabhängig vom Gebet, haben wir die Chance, ganz aktiv für Israel einzustehen und praktisch zu helfen, wo wir können – auch wenn es nur kleine Dinge sind, haben sie vielleicht eine große Wirkung.
Wir haben die Chance, Israelis und jüdischen Menschen in unserer Umgebung zu zeigen, dass wir sie achten, lieben und dass wir zu ihnen stehen.
Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber wir können die Gegenwart mitgestalten und die Zukunft mitprägen: durch unsere Worte und noch viel mehr durch das, was wir tun und was unser Leben aussagt.


Werden wir diese Chance wahrnehmen, werden wir den Unterschied ausmachen?!

Kristallnacht 1938

Erstveröffentlichung9. November 2023 (Kristallnacht)

Deutsch:  Israel Heute     CSI     CFFI

Englisch:  Israel Today

Rumänisch: BIZ Brasov

Tschechisch: ISRAEL.CZ

Copyright ©  Brigitte B. Nussbächer; Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung

Hier finden Sie andere Artikel von Brigitte B. Nussbächer

Wie wir das Wunder Israel erlebt haben

von Brigitte B. Nussbächer

Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.​

Vorausgegangen war eine eher mühsame Entscheidungsfindung. Israel einmal zu besuchen gehörte zur „Allgemeinbildung“ von Christen. Trotzdem hatte es mich nicht hingezogen und die Berichte derer, die von Reisen aus Israel zurück kehrten, hatten wenig dazu beigetragen, es zu ändern. Wenn sie von den sogenannten „Heiligen“ Stätten berichteten, fragte ich mich immer, was es mir denn bringen würde, diese Ruinen oder Gedenkkirchen anzusehen. Viel mehr interessierte mich, was Gott heute in der Gegenwart erlebbar machte.

Letztlich war es dann tatsächlich auch ein anderer Gedanke, der den Anstoß zu dem Besuch gab. 2018 feierten mehrere nach dem 2. Weltkrieg gegründete Staaten ihr 70. Jubiläum – darunter auch Israel. Nachdem wir Dokumentarfilme über Indien und Pakistan zu dem Thema gesehen hatten, fragte ich mich, wie wohl Israel diese 70 Jahre genutzt hatte. Im Vergleich zu den anderen Staaten musste es ungleich schwerer gewesen sein, aus dem Nichts etwas aufzubauen.  Noch 1867 hatte Marc Twain das Land als desolat, eine stille, traurige Weite ohne Mensch, Baum und Strauch bezeichnet. Was war daraus geworden?

Und so begaben wir uns auf eine geschichtliche Studienreise, was sich im Nachhinein als Volltreffer erwies. Nie hätten wir in einem Individualurlaub so viel erfahren und kennen gelernt.

Noch während wir vom Flughafen Ben Gurion nach Tel Aviv fahren, hören wir die Entstehungsgechichte dieser Stadt, von der Parzellverlosung an ein paar Dutzend Familien nördlich der jahrtausende alten Hafenstadt Jaffa im April 1909. Diese wollten auf den Sanddünen, die der niederländische Bankier Jacobus Kann gekauft hatte, die erste jüdische Stadt der Moderne bauen. Und dann fahren wir auch schon an den ersten Hochhäusern vorbei und nach Tel Aviv hinein, welches heute (rund 100 Jahre später) die modernste und weltoffenste Metropole des gesamten Nahen Ostens ist.


Im sehr originell und lebendig gestalteten Palmach Museum in Tel Aviv erfahren wir von dem beeindruckenden Kampf des jüdischen Volkes für seine Unabhängigkeit. Und von der Vorgeschichte: als die UN 1947 beschloss, das ehemalige britische Mandat in 2 Länder aufzuteilen: ein jüdisches und einen arabisches. Von dem Protest der Araber und von dem Druck, der auf die Juden ausgeübt wurde, diese Chance nicht zu nutzen. Von der Proklamation des jüdischen Staates durch David Ben Gurion am 14. Mai 1948 und von dem Angriff der 5 arabischen Länder Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak & Libanon um Mitternacht am gleichen Tag.

Man muss sich die damalige Situation vergegenwärtigen. Ca. 650.000 Juden, viele von ihnen Holocaustüberlebende, die gerade erst das Grauen hinter sich gelassen hatten, versuchten Israel, welches als neugegründeter Staat keine Armee besaß, mit Gewehren, Maschinenpistolen und Granatwerfern gegen eine Mehrheit von 160 Millionen Arabern (ausgerüstet mit Panzern, Artillerie, Schützenpanzerwagen, Flugzeugen und Kriegsschiffen) zu verteidigen. Ein Verhältnis von 1 : 246!  Dabei wird einem die menschliche Ausweglosigkeit bewusst und dass das Überleben Israels ein Wunder ist.  Mit Tränen in den Augen verlasse ich das Museum. Jetzt verstehen wir, welch hohen Preis das jüdische Volk (nach der Auslöschung der 6 Millionen durch den Holocaust)  im Unabhängigkeitskrieg für seine Existenz bezahlt hat.

Umso mehr staunen wir über die Lebensfreude und Energie, die heute auf den Strassen Tel Avivs spürbar ist und die wir bei den Menschen, denen wir begegnen, erleben. Wir sehen die Fähigkeit dieses Volkes schnell aus dem Nichts etwas aufzubauen (sie haben weltweit die 2 höchste Anzahl von Start Ups), ihre Genialität Lösungen für scheinbar Unlösbares zu finden, wie zum Beispiel mit Wasserentsalzungsanlagen am Mittelmeer den Wassermangel zu beheben und durch computergesteuerte Tröpfchenbewässerung Plantagen in der Wüste anzubauen. Wir sind überrascht, dass Israel die zweithöchste Akademikerquote und die dritthöchste Patentquote der Welt hat und bewundern, dass 23% aller Nobelpreisträger aus diesem kleinen Volk, dass nur 0,2 % der Weltbevölkerung ausmacht, stammen.

Wir erleben ihre Kreativität sowie ihren Sinn für Kunst und Schönheit. Israel hat gemessen an der Anzahl der Einwohner die meisten Museen und Orchester per capita und liegt auf Platz 2, was die Anzahl der verlegten Bücher anbelangt. Wer hier ein Konzert besucht, wird einem sehr hohen künstlerischen Niveau und großer Begeisterung des Publikums begegnen.

Wir streifen durch Städte, Orte, Landschaften und sind beeindruckt: unglaublich was hier in nur 70 Jahren geschaffen wurde. Dort wo sich früher Sümpfe, Sanddünen und wüstes Land befanden, haben Pioniergeist, Innovation und Durchhaltevermögen überall blühendes Leben entstehen lassen. Israel ist das einzige Land, in dem die Wüste rückläufig ist, Millionen Bäume wurden gepflanzt und entlang der Autobahn blüht tropfenbewässerter Oleander. Aus dem armen Agrarstaat ist ein Land mit führender Technologie und einer starken Währung entstanden. Israel gehört heute zu den 10 einflussreichsten Ländern der Welt und liegt auch im Happiness Ranking vorne. (Siehe Grafik unten)

Je mehr Israelis wir persönlich kennen lernen, desto mehr schätzen wir ihre konstruktive Einstellung, ihre Dynamik und ihren Mut – trotz ihres bis heute andauernden Ringens um ihr Recht auf Existenz.

Wir hören von den Kämpfen im 6 Tage Krieg 1967, von der Befreiung der Altstadt Jerusalems und wie die Juden wieder Zugang zu ihrer heute heiligsten Stätte, der Westmauer, erlangten.

Und von dem „Tal der Tränen“, so benannt nach der anfänglich auswegslosen Situation im Jom Kippur Krieg 1973, als die syrische Armee mit über 1.000 Panzern im Norden Israels einbrach und von weniger als 200 Panzern auf israelischer Seite aufgehalten wurde.

Wir sehen den Wiederaufbau nach wiederholter Zerstörung, sei es nun die Hurva Synagoge in Jerusalem oder die Siedlungen in Gush Etzion.

 

Und wir nehmen wahr, dass selbst die häufigen Terroranschläge in dieser Gegend den Menschen weder die Lebensfreude noch den Lebensmut rauben können, auch wenn sie schmerzliche Verluste zu beklagen haben.

Wir erleben die „Wächter Israels“, die jungen Soldaten und Soldatinnen auf den Straßen, die für Sicherheit sorgen und lauschen den Zeugnissen von sogenannten „einsamen“ Soldaten, die freiwillig ihr Heimatland, Verwandte, Freunde und ein angenehmes Leben verlassen, um in der IDF (Israels Defence Forces) zu dienen. Tatsächlich spielt die IDF auch eine wichtige Rolle bei der Integration und der Schaffung eines gemeinsamen Nenners in der israelischen Gesellschaft.

Denn die Bevölkerungsvielfalt ist erstaunlich. Die Holocaust Überlebenden von überall aus Europa, die ca. 700.000 Juden, die nach Israels Gründung aus den umliegenden arabischen Ländern vertrieben wurden, die Einwanderung aus Afrika und die großen Aliyah-Wellen aus der ehemaligen Sowjetunion haben alle dazu beigetragen. Die Bevölkerungszahl Israels hat sich in den letzten 75 Jahren ver-14-facht (im Vergleich dazu hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren „nur“verdoppelt).

Am liebsten hören wir jedoch die Geschichten von jenen, die freiwillig nach Israel kamen, weil sie es als ihre Aufgaben betrachten, dieses Land aufzubauen und sich mit großer Energie dafür einsetzen.

Was uns aber am allermeisten beeindruckt – und tatsächlich auch überrascht hat - ist die intensive, innige und lebendige Beziehung, die viele Juden zu Gott haben. Da uns in den säkularen, kirchlichen und freikirchlichen Kreisen, aus denen wir stammen, die Rolle und Bedeutung von Israel und dem Judentum nicht vermittelt worden war, weder als geistliche Wurzel noch für die Zukunft, waren wir implizit davon ausgegangen, dass so eine Beziehung zu Gott nur bei Christen möglich sei. Jetzt sahen wir mit eigenen Augen wie falsch diese Annahme war.

Heute weiss ich, dank dem erschütterndem Buch „Holocaust“ von Susanna Kokkonen, dass der christliche Glaube bewusst vom Judentum differenziert wurde, seit Kaiser Konstantin der Große die Anerkennung des Christentums als rechtmässige Religion einführte, sich aus politischen Gründen zum Oberhaupt der Kirche ernannte und das erste Konzil im Jahre 325 einberief. Er erklärte, dass die Juden für den Tod Jesu verantwortlich wären, also betrachtete man sie als „Gottesmöder“; verdammt und der Gnade Gottes und der Menschen unwürdig. Eine weitere Lehre dieser Zeit, die „Ersatztheologie“ besagt, dass Israel seine Rolle in Gottes Plänen verspielt hätte und die Christen nun das neue Israel seien. Die Kirchenväter vor und nach diesem ersten Konzil verleugneten den ewigen Bund zwischen Gott und den Juden systematisch, beziehungsweise glaubten, dass Gott diesen Bund aufgehoben hätte.

Der Einfluss dieser Lehren die seit über 1700 Jahren im Umlauf sind, ist erschreckend tiefgreifend. Im Grunde wurde hier schon die Legitimation für Judenhass und Judenverfolgung geschaffen, für Verleugnung und Ignoranz. Hier liegt der idelogische Ursprung von Inquisition, Progromen, Kreuzzügen und Holocaust.

Eine Konsequenz daraus war, das einerseits bei Übersetzungen versucht wurde, die Hinweise auf das Judentum auszulassen und andererseits bei vielen christlichen Themen der jüdische Ursprung nicht erwähnt wurde. Beispiele dafür sind christliche Feste, die alle ihr Äquivalent in den jüdischen biblischen Festen haben (z.B. Passah-Ostern, Schavuot-Pfingsten, Weihnachten-Chanukka) oder auch andere Bräuche: so zum Beispiel ist die jüdische Bar Mitzwa, bei der junge Erwachsene in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen werden, das Vorbild für Kommunion/Konfirmation/Jugendweihe - um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Das gleiche spiegelt sich auch in der Kunst. Wer z. B. durch die Uffizien von Florenz streift, (eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt mit Werken der Malerie und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock), stellt fest, dass es aus dem Alten Testament Bilder von Adam und Eva gibt. Das nächste große Thema ist die Ankündigung von Jesu Geburt. Alles was dazwischen liegt, ist ausgeblendet.

So sind sich viele bis heute des jüdischen Erbes nicht bewusst. Derek Prince, ein Bibellehrer unserer Zeit (und die, die mich schon lange kennen, wissen, dass ich jahrelang für Derek Prince Ministries gearbeitet habe), fasste es einmal so zusammen: Wir stehen tief in der Schuld des jüdischen Volkes.
Ohne dieses hätte die Gemeinde keine Patriarchen, keine Propheten, keine Apostel , keine Bibel und keinen Erlöser. Wenn uns all das fehlen würde, was gäbe es dann noch, was uns das Heil bringen könnte? Alle Nationen der Erde verdanken das Wertvollste an ihrem geistlichen Erbe den Juden.

Aber obwohl wir Derek Prince persönlich begegnet waren und viel von unserem Israel-Bild von seinen Worten geprägt war, mussten wir feststellen, dass auch wir Gefangene des Denkens der Kirchenväter waren. Auch wir hatten gedacht, dass die Juden verloren sein mussten, da man ja nur durch Jesus zum Vater kommen könne und übersahen dabei geflissentlich, dass Paulus in Römer 11 eindeutig sagt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat (Vers 1), dass er seine Gaben nicht zurück fordert und die Zusage seiner Erwählung nicht widerruft (Vers 29).

Und jetzt waren wir in Jerusalem und begegneten dem jüdischen Volk Israel erstmalig in seinem eigenen Land.

Was für uns ganz eindeutig wurde, war, dass die Gründung und das Überleben dieses Staates, seine schnellen Fortschritte und Errungenschaften, der Lebensmut und die Kraft, die man in so vielen Menschen in Israel beobachten kann, rational und menschlich nicht zu erklären sind, sondern auf eine besondere Energiequelle und Kraft zurück führen. Hier in Israel war Gott überall im Alltag erlebbar.

Seit über 2000 Jahren spricht die Bibel von einem lebendigen Gott, der Israel als sein Volk auserwählte und der verhieß, dies Volk nach seiner Zerstreuung wieder in das Land seiner Vorfahren zurück zu bringen und es besonders auszustatten. Dies jedoch auf einmal mit unseren eigenen Sinnen zu sehen, zu beobachten, veränderte uns.

Als wir am Ufer vom See Genezareth sassen, kam mir der Gedanke, dass Juden vorgeworfen wurde, Jesus nicht erkannt zu haben – obwohl doch das, was um ihn herum geschah, offensichtlich und eindeutig war … Und dass heute viele Christen das, was Gott in und mit Israel tut, nicht erkennen – obwohl es ebenso offensichtlich und eindeutig ist.

Wir begannen die Bibel mit anderen Augen zu lesen. Was wir bis dahin überlesen hatten, stach jetzt deutlich hervor.

Wenn man sich vergegenwärtig, dass Jesus in Matthäus 5,17 selber gesagt hat „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen“, dann kann man die Bedeutung von Israel und Jerusalem schwer überlesen.

Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein – steht in Joel 3,5

Und Sacharjia weissagt in Kapitel 8, 22: Menschen aus großen und mächtigen Völkern werden nach Jerusalem kommen, um den HERRN, den Allmächtigen, zu suchen und den HERRN gnädig zu stimmen.

Jesaja prophezeit in Kapitel 60, 2-3: Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir (Zion) geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.

Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.

 

Die Bibel spricht in Sacharja 8,23 davon, dass „in jenen Tagen zehn Menschen aus Völkern mit lauter verschiedenen Sprachen einen Mann aus Juda am Rockzipfel festhalten werden und bitten: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott bei euch ist“ - für uns sind diese Tage bereits angebrochen…die Beziehungen zu unseren jüdischen Freunden und die Verbindung zu Israel sind zu einer der wertvollsten Konstanten, einer Bereicherung und einer Quelle des Lernens in  unserem Leben geworden.

Davidstern grün
ELAL

„Bruchim haba'im le’Israel - Willkommen in Israel” klang die Stimme des Piloten aus den Lautsprechern und das Flugzeug rollte langsam zur finalen Position. Wir sahen neugierig aus dem Fenster. Was würden wir in diesem Land, über das so viel Widersprüchliches berichtet wird und dass es vor 100 Jahren noch nicht gab, vorfinden? Ich wusste damals nicht, vor welcher lebensverändernden Erfahrung ich stand!

bottom of page